Alle Informationen zur Zucht von Königinnen stammen von Doreen Buchholz
Zuchtausgabestelle Grenzach-Wyhlen
Der Landesverband Badische Imker e.V. hat Zuchtstoffausgabestellen mit inselbegatteten Carnica- Königinnen eingerichtet.
Eine der drei Ausgabestellen im Landkreis Lörrach befindet sich Grenzach-Wyhlen und wird von mir, Doreen Buchholz, betreut. Hier besteht für jedes Mitglied des Landesverbandes die Möglichkeit, sich mit Original-Zuchtstoff für die Königinerneuerung zu versorgen.
Die Zuchtstoffausgabe erfolgt nach Vereinbarung und kostet 5,00 €. Mitglieder, die keine Erfahrungen mit der Königinnenzucht haben, können nach Absprache auch schlupfreife Weiselzellen, unbegattete oder standbegattete Carnica-F1-Königinnen käuflich erwerben.
Kontakt über Mail: doreen_buchholz@web.de oder Telefon: 07624 / 983598
Zuchtprogramm
Zucht bedeutet mehr als die reine Vermehrung, sondern heißt gleichzeitig auch, eine Selektion und Auswahl des Zuchtmaterials vorzunehmen. Gute Eigenschaften werden gefördert und unerwünschte Eigenschaften reduziert.
Geprüft werden dabei Brutverhalten, Sanftmut, Honigertrag, Wabenbeständigkeit, Schwarmtrieb und Erkrankungen wie Kalkbrut.
In den letzten Jahren hat die Varroatoleranz im Prüfverfahren einen zentralen Platz eingenommen und gewinnt weiterhin stark an Bedeutung, was in der internationalen Zuchtwertschätzung „BeeBreed“ zum Ausdruck kommt.
Jeder Züchter sucht seine beste unter den geprüften Königinnen als Zuchtmutter für die nächste Generation aus. Auf einer Belegstelle (Inselbelegstelle, Gebirgsbelegstelle) werden die jungen Königinnen mit den allerbesten Vatervölkern angepaart, um Schwächen mit den Stärken gezielt auszugleichen.
Der Zuchtfortschritt zeigt sich in der steigenden Honigleistung, der Friedfertigkeit und der erhöhten Vitalität und Widerstandsfähigkeit gegenüber von Krankheiten und der Varroamilbe.
Mit dem Kauf von Königinnen, der Aufzucht von Edellarven und dem Besuch der AGT-Toleranzbelegstellen kann jeder interessierte Imker am Zuchtfortschritt teilhaben, wenn er es denn möchte.
Zuchtplan
Die Termine richtigen sich nach den Entwicklungszeiten der Königin. Alle Arbeiten der Königinnenzucht sind daher streng terminlich gebunden.
Leitsatz: 3-5-8, Königin gemacht.
Bevor ich mit der Zucht beginne, muss die Zucht eingeleitet werden.
Als erstes richte ich das Pflegevolk. Dafür nutze ich ein starkes und aufstrebendes Volk oder erstelle einen Sammelbrutableger mit Brutbrettern aus verschiedenen Völkern. Beide Wege geschehen 9 Tage vor der eigentlichen Zuchtserie. Die Pflege erfolgt weisellos.
Eine weitere Möglichkeit bietet die Pflege im weiselrichtigen Volk. Dieser Weg bedarf einer kürzeren Anlaufzeit. Damit die Larven aber gut angenommen werden, nutze ich das Verfahren des Anbrütens.
Am Tag des Umlarvens werden mindestens 2 Stunden vor dem Zusetzen des Zuchtstoffes die alte Königin separiert und/oder alle vorhandenen Zellen gebrochen.
Eine vorbereitete Wabe mit jüngster Brut aus dem Zuchtvolk gibt mir den besten Zuchtstoff. Mit einem Umlarvlöffel nehme ich nun die jüngsten Maden (nicht älter als 1½ Tage) von der Rückenseite auf und streife sie auf dem Boden der Weiselnäpfchen ab. Die Zuchtlatte setze ich im Anschluss dem entsprechenden Pflegevolk zu.
Nach 5 Tagen sind die Zellen gedeckelt. Diese werden von mir dann grundsätzlich verschult. Das verhindert bei Tracht den Wildbau. Gleichzeitig muss ich keine Angst haben, dass sich die Königinnen bei Schlupf gegenseitig abstechen und die Zellen von den Bienen zurückgebaut werden.
Die letzte Königin dürfte am 13.Tag geschlüpft sein. Sehen die Königinnen stark und gesund aus, werden sie mit einem Plättchen versehen und auf die vorbereiteten Begattungseinheiten verteilt. Im Ableger bevorzuge ich eher schlupfreife Zellen. So schlüpft die junge Königin direkt in ihrem zukünftigen Volk und wird von Anfang an bestens umsorgt.
Nach 14 Tagen kontrolliere ich die Begattungseinheiten und Ableger, dann müssten sich die jungen Königinnen bei guter Wetterlage bereits in Eiablage befinden.
Wissenswertes zum Thema Zucht
Mitte des 19. Jahrhunderts hielt das bewegliche Wabenwerk Einzug in die Imkerei. Mit dieser neuen Arbeitsweise sollte der Honigertrag mit ruhigen und leistungsstarken Bienen gesteigert werden.
In das ursprüngliche Gebiet der Dunklen Biene (Apis mellifere mellifera) wurden nun wahllos verschiedene Bienenrassen eingeführt: die Kärtner Biene (Apis mellifere carnica), die Italienische Biene (Apis mellifera ligutica), die Kaukasische Biene (Apis mellifera cauasica). Das Vermischen der Rassen führte zu erheblicher Aggressivität, Wabenflüchtigkeit und Schwarmneigung der einheimischen Landrasse.
In den 30er Jahren machten österreichische Züchter auf sich aufmerksam. Sie setzten vielversprechend auf Sanftmut und Honigertrag. Die Carnica war so überzeugend, dass es zu einer zweiten Importwelle kam und sie sich flächendeckend verbreitete. Ab den 50er Jahren fingen auch deutsche Imker an, zielgerichtet Bienenzucht mit der Carnica zu betreiben. Die meisten Imker bevorzugten allerdings die Standbegattung. Die Dunkle Biene wurde somit hybridisiert und dann verdrängt. Die o.g. unangenehmen Eigenschaften werden ihr, der einheimischen Landrasse, bis heute zugeschrieben.
Die damalige Aggressivität der Bienen kennen die meisten Bienenhalter aus den Erzählungen der Altimker. Bestrebungen, die Dunkle Biene wieder ansässig zu machen, stoßen entsprechend auf viel Misstrauen. Zu groß ist die Angst, dass sich die Honigbienen wieder als Stecher entwickeln und das in einer Zeit, wo das Imkern in den Städten oder in engbebauten Wohngebieten salonfähig geworden ist.
Die Einwände der Altimker sind nicht von der Hand zu weisen. Zumal eine weitere Art, die zuchtgekreuzte Buckfastbiene hinzugekommen ist. Wir haben also einen heterogenen Drohnenhimmel, bestehend aus einem Mix von Carnica, Buckfast, Dunkler Biene und einer wilden Mischung. Eigentlich eine positive Sache, verfügen wir dadurch über einen großen Genpool. Bei unkontrollierter Anpaarung stellt sich jedoch die Aggressivität wieder ein, da es sich eigentlich um eine evolutionär für die Biene wichtige Eigenschaft handelt. Nur wir Menschen mögen diese nicht, auch vor dem Hintergrund, dass ca. 4 % der Bevölkerung allergisch auf Bienengift reagieren. Aggressivität darf daher nicht geduldet werden. Imker sollten Verantwortung übernehmen und sorgen, dass friedfertige Drohnen sich mit friedfertigen Königinnen paaren. Dabei ist es völlig unwesentlich, ob es sich um Carnica oder Nicht-Carnica handelt.
Wie aus der Bienenhalterin eine Bienenzüchterin wurde
Mein Vater kaufte sich in den 70er Jahren einen Bienenwagen samt Bienen. Seinen ersten Einsatz an den Völkern hat die gesamte Familie noch gut in Erinnerung, denn mein Vater kam nach verrichteter Arbeit vollkommen zerstochen und entstellt nach Hause zurück. 60 Stiche waren während einer Durchsicht keine Seltenheit. Nun ja, mein Vater sprach von halben Stichen, da die Stiche nur durch den Anzug gingen.
Meine Angst vor diesen Insekten war trotzdem groß, und ich zeigte kaum Interesse an den stechfreudigen Bienen meines Vaters.
Wenige Jahre später verzichtete mein Vater auf Schleier und Schutzanzug. In kurzer Hose und T-Shirt arbeitete er nun am offenen Bienenvolk. Schulklassen besuchten ihn und auch ich wagte mich in die Nähe der Bienen. Ich staunte über das ruhige und dennoch emsige Treiben der kleinen Wesen und darüber, wie mein Vater die Bienen streichelte. Er erklärte mir, dass ein Bienenvolk nur so gut ist wie seine Königin und ich durfte zwischen den Fingern meine erste Bienenkönigin krönen.
Was war geschehen? Mein Vater schickte junge Carnica – Königinnen in einem Begattungskästchen auf eine Inselbelegstelle. Dort wurden sie mit ausgewählten Drohnenvölkern gezielt angepaart. Wenn alles gut geklappt hat, denn so manche Königin ging aufgrund des Windes auf dem Hochzeitflug verloren, wurde die begattete Königin auf dem heimatlichen Stand in einem vorbereiteten Ableger eingeweiselt. Im darauffolgenden Jahr zeigten sich dann die gewünschten Eigenschaften.
Vor mehr als 10 Jahren übernahm ich das geistige Erbe meines Vaters. Ich wollte wie er Bienen halten und stellte mich meiner Angst vor Bienenstichen. Doch das böse Erwachen ließ nicht lange auf sich warten. Nach kurzer Zeit reagierte ich höchst allergisch auf einen Bienenstich. Die Nacht verbrachte ich auf der Intensivstation. Der behandelnde Arzt riet mir vom Imkern ab.
Trotz der Einleitung der Desensibilisierung, des Schutzanzugs, des Schleiers und des Notfallpakets, durfte ich nicht viele Stiche riskieren. Mit den sanftmütigen Carnica-Bienen von Leo Famulla, Zuchtobmann des Landesverbandes, konnte ich mein liebgewonnenes Hobby fortsetzen. Die friedfertigen und fleißigen Bienen wollte ich nicht mehr missen. Leo Famulla führte mich in die Zucht ein, förderte mich als Frau und ermunterte mich zur Zuchtwertprüfung. Einmal im Jahr schicke ich nun, wie es mein Vater vor 45 Jahren tat, meine Königinnen auf die Inselbelegstelle.